Grund und Boden in in Modderkuhl
Die Knackmussen auf dem Mühlengut liessen sich ihr Land nicht einfach so abnehmen, das zeigt die Auseinandersetzung, die Johann Friedrich Knackmussen (1681-1766). Der Rechtsstreit um das Land ermöglicht uns einen Blick auf die Besitztümer der Familie um das Jahr 1701, da aus dem Prozess eine Karte entstanden ist.
"Das eigentliche Baugelände unserer Anstalt gelangte bereits am 23.Juni 1701 ganz in den Besitz der Familie Knackmußen. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts kam es zwischen dem damaligen Besitzer der „Modderkuhle“ Meister Friedrich Knackmußen und der Gemeinde Börgitze „zu einem lange angehaltenen und continuierlichen Streit“ über den Besitz eines „in der Gohrischen Wüsten – Feldmark – Wendisch – Börgitze genannt – belegenen Ackers.“ Knackmußen machte, wie es scheint, seine Ansprüche energisch geltend und zwar „vermöge eines in Händen habenden Kauf-Recessus vom 19. Juny 1645“, wonach sein Vorfahr „besagten Acker,“ der zum Schulzenhofe Börgitze gehörte, damals „erb- und eigentümlich“ erstanden haben sollte. - Die Gohrische Wüste – Feldmark“ umfasste teilweise das Gelände des heutigen Pflegerdörfchens „Wilhelmseiche“; ferner das Land, das jetzt von den Herren Dettmar, Fomer, Lüders bewohnt wird.
Der von beiden Seiten mit Erbitterung betriebene Prozess führte endlich am 23. Juni 1701 zu einem Vergleich. In demselben verzichtete Meister Friedrich Knackmussen auf die bisher von ihm unterm Pflug gehabten 34 Ackerstücke in der „Gohrischen Wüsten – Feldmark“. Jedoch durfte er die bereits mit Hafer besäten 6 Ackerflächen abernten, sowie das von ihm in „Geil und Gare“ gebrachte Feld noch einmal pachten. Als Entschädigung dafür bekam das Mühlengut „das Land von dem alten Teichgraben an oberwehrts nach der Luthän´schen Feldmark zu, zum freyen Gebrauch hinwiederum angewiesen, hingegeben und überwiesen.“
Einen weiteren Einblick in die Hofwirtschaft gibt der Bericht zur Hofübergabe von Johannes Knackmussen (1681 - 1766) an seinen Sohn Joachim Johann Christian Knackmussen (1720 - 1793): "Die Knackmußen sind von jeher, ehrliche, fleißige und außerordentlich tüchtige Menschen gewesen, welche damals in vielen Dingen ihrer Zeit vorauseilten und bald zu bedeutendem Ansehen, sowie großem Wohlstande gelangten.
Die Familie Knackmußen verfügt noch über verschiedene „Hof-Briefe der Modderkuhle“, die über die früheren „Besitz- und Inventarverhältnisse“ eine anschauliche – klare Sprache führen. Aus einem solchen „Hof-Brief“, ausgestellt anno Domini 1747, sei folgendes mitgeteilt:
„Von Trinitatis 1744 an übergab Meister Hannes Knackmußen seine Wasser- und Walkmühle, zur Modderkuhle genannt, mit allen Zubehörungen item an gegenwärtigem Vieh – Inventario: 5 Ochsen, 7 Kühe, 4 Rinder und 66 Stück Schafe seinem einzigen Sohn Johann Joachim.“
Derselbe ehelichte am 19. Mai 1747 Anne-Marie Görgens, die einzige Tochter des Hopfenhändlers Christian Görgens zu Wannefeld. Die blonde Anne-Marie war für die Mühle ein Goldvögelchen; denn sie brachte nämlich außer 500 harten, blanken Reichstalern (für jene geldarme Zeit eine ganz bedeutende Summe) und einer riesigen Wäscheausstattung mit in die Ehe: „1 Pferd, 3 Kühe, 1 Ochstier, 30 Schafe als Schnucken und 10 jüste.“
Der Altsitzer Hannes Knackmußen und seine Ehefrau Sophrosyne nahmen an Vieh mit nach ihrem Altenteil:„2 Kühe, 1 Rind, 30 Schafe.“ Hühner, Gänse, Enten, Schweine (!), welche es in großer Zahl auf der Mühle gab, werden in den „Hof-Briefen“ „weil geringes, nicht wertvolles Inventario“ niemals besonders aufgeführt.
Die Texte entstammen der Chronik "Modderkuhl, die Mühle im Grund" von Hauptlehrer Adolf Schenck, Köthen, veröffentlicht in der Uchtspringer Anstaltszeitung in den 1920er Jahren.