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Das Treuenbrietzener Pfarrergeschlecht Cupcovius


Charlotte Dorothea Cupcovius (Tochter v. Konrad Wilhelm)  auf einer Grafik v. Johann Gottlieb Glume, Berlin 1740.

Um die eigene Familiengeschichte zu verstehen, macht es Sinn auch über die nahen Verwandschaftsgrenzen hinauszuschauen. Mit Blick auf unsere Knackmussen wird schnell deutlich, dass es eine enge Verbindung zur evangelischen Kirche und einen augprägten reformatorischen Geist gibt. Der Eindruck verstärkt sich, wenn man sieht, wie viele ausgeprägte Pfarrersfamilien mit der Familie direkt oder indirekt verbunden sind und wie prägend diese auch wirkten. Einen solchen systemischen Blick ermöglicht uns ein Beitrag von 1928 über die Treuenbrietzener Pfarrersfamilie Cupcovius, die wiederum über ihre Heiratskreise fest verankert ist in den Theologenfamilien ihrer Zeit. Mit den Cupcovius bewegen wir uns auch in einem lebendigen Bezug zur Reformation. In der Familie taucht Gabriel Zwilling/Didymus, ein Mitreformator Luthers auf und der Kichenmusiker Michael Praetorius. Viel Spaß also beim Eintauchen in ein wenig familiäre Kirchengeschichte.

Bandenburg - Zeitschrift für Heimatkunde und Heimatpflege, Heft 5 (5. März 1928), S. 74

Von Gerhard Wernicke

Das Pfarrergeschlecht Cupcovius (eigentlich Kupke, später Cupko) gab der Stadt Treuenbrietzen drei Seelsorger, die nacheinander amtierten. In dem Dorfe Kolkwitz bei Kottbus wirkte als Pfarrer von 1648 - 1673 der Stammvater dieses Geschlechts HEINRICH KUPKE. Er war, bevor er nach Kolkwitz verzog, Auditor in Kottbus (1646) gewesen. Seine Ehefrau, deren Vorname uns nicht überliefert ist, war eine Tochter des Laasower Pfarrers THOMAS KERSTEN. Unter ihren Kindern interessiert uns hier der Sohn CHRISTIAN, der anno 1689 als Diakon und Kantor nach Treuenbrietzen berufen wurde und von 1697 bis 1717 als Achidiakon ebenda wirkte. Verheiratet war er mit SABINE MAGDALENE, der Tochter des zu Liebenwalde geborenen und in Treuenbrietzen als Archidiakon amtierenden ANDREAS SCHERNACCIUS und seiner Gattin SABINE LÜSSOW. Auch diese entstammte einem alten Pfarrergeschlecht. Sie war eine Tochter des Treuenbrietzener Superintendenten (von 1582 - 1604) ANDREAS LÜSSOW. Von den Kindern CHRISTIANS ergriff der am 14. März 1690 zu Treuenbrietzen geborenen Sohn KONRAD WILHELM den Beruf der Väter. Im Jahre 1716 finden wir ihn in seiner Vaterstadt als Diakon und Kantor, im nächsten Jahr als Substitut seines Vaters, der 1717 hier in Treuenbrietzen das Zeitliche segnete. Von 1723 - 1762 ist er ebenda als Oberpfarrer, Superintendent und Inspektor tätig; er wurde im hohen Alter von 72 Jahren emeritiert. Seine am 22. September 1717 zu Treuenbrietzen geschlossenen Ehe mit CORDULA SABINE LIEBERKÜHN war sehr fruchtbar. Die Frau KONRAD WILHELMS war eine Tochter JOHANN CHRISTIAN LIEBERKÜHNS (geb. Quedlinburg 2. Dezember 1669, gest. Berlin 5. März 1773), Bürger (1703) und 1. Mai 1717 Altmeister des Goldschmiedeamtes in Berlin. Von den zahlreichen Kindern KONRAD WILHELMS heiratete die 1727 in Treuenbrietzen geborene Tochter SOPHIE EMERENTIA den Pfarrer von Buch (gest. Buch, den 7. Januar 1773), JOHANN FRIEDRICH ULRICI. Auch dieser entstammte der Zauche, war sein Vater SAMUEL doch Pfarrer zu Neuendorf bei Brück gewesen (gest. ebenda 24. Februar 1740) und der Sohn ebenfalls in dem Dörfchen hart an der brandenburgisch-sächsischen Grenze und zwar am 1. November 1711 geboren. Von den Kindern KONRAD WILHELMS wird der Sohn JOHANN CHRISTIAN FRIEDRICH ebenfalls Geistlicher. Nachdem er erst in Derenburg wirkte, war er von 1767 - 1787 in Treuenbrietzen als Oberpfarrer und Superintendent tätig. Er war der letzte aus dem Geschlecht Cupcovius, das der Stadt Treuenbrietzen drei Seelsorger gab. Offenbar zur gleichen Familie ist gehörig Johann Nathanael Cupcovius, von 1754 - 1792 Oberpfarrer und Superintendent in Storkow. Anscheinend stirbt das alte Pfarrergeschlecht aus, denn im neuen, neunzehnten Jahrhundert lassen sich weitere Familienmitglieder als Pfarrer nicht nachweisen. Rund hundert Jahre wirkten die Cupcovius als Seelsorger im alten Treuenbrietzen und waren aufs engste mit den Geschicken der Stadt verbunden. KONRAD WILHELM erlebte u.a. den großen Stadtbrand im Jahre 1719, begrüßte 1730 den Deserteut „Obritsleutnant Fritz“ auf dem Transport nach Küstrin und half am 27. August 1758 die Mitglieder der Gemeinde trösten, als ein österreichisches Freikorps die Stadt brandschatzte. Ein Jahrhundert lang war die Seelsorge ein- und derselben Familie anvertraut und daß sie das geistliche Amt treu und aufopfernd, selbstlos und gewissenhaft versah, lehrt die Geschichte der alten Immediastadt Treuenbrietzen.

Quellen:

1.) Fischer, Pfarrer Otto, Märkische Pfarrergeschlechter im: Jahrbuch für Brandenburgische Kirchengeschichte, 21. Jahrgang, Berlin 1926, S. 22 - 58

2.) in der deutsch-protest. Kircheneinrichtung heißt der zweite Geistliche an den Hauptkirchen Archidiakon.

3.) Pischon, Karl Nathanael, „Urkundliche Geschichte der kurmärkischen Stadt Treuenbrietzen“ ebenda 1871, S. 88/89

4.) Pischon

5.) Gebhardt, Peter „Ahnentafel des Orientalisten Paul de Lagarde (Boetticher) in: „Familiengeschichtliche Blätter“, Leipzig, 25. (Jubil.) Jahrgang, Heft 12 S. 450 - 456

6.) Die Zauche ist eine Hochfläche und ein dünn besiedeltes Landschaftsgebiet in Brandenburg. Als historische Landschaft war die Zauche eines der Kerngebiete, in denen im 12. und 13. Jahrhundert die Mark Brandenburg entstand.

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